Die FIM setzt ihre Serie von Interviews mit den neuen Generalsekretären der nationalen Verbände fort.
Die FIM setzt ihre Serie von Interviews mit den neuen Generalsekretären der nationalen Verbände fort. Rolf Enz ist kürzlich zum CEO von Swiss Moto ernannt worden. Er teilt uns seine Pläne für seine neue Rolle mit und spricht über die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für den Schweizer Motorradsport.
Können Sie uns Ihren Werdegang erläutern und wie Sie in die Welt des Motorradsports gekommen sind, in der Sie heute die Position des CEO von Swiss Moto innehaben?
Nach einer handwerklichen Ausbildung absolvierte ich eine Weiterbildung als diplomierten Kaufmann und dann noch ein CAS in Sportmanagement an der Universität Freiburg, was mir einen umfassenden beruflichen «Rucksack» beschert. Als junger Mann nahm ich an der nationalen Schweizer Motocross-Meisterschaft teil. Ich nahm auch an verschiedenen Amateurserien in Neuseeland und den USA teil. Später konzentrierte ich mich auf die Enduro-Sportart, wo ich drei nationale Titel gewann (zehn Meisterschafts-Podiums in zehn Jahren). Ich nahm auch an Wettkämpfen wie dem WESS Red Bull Romaniacs, dem WESS XL Lagares, den FIM Six Days und dem FIM Vintage Trophy teil, bei denen ich ebenfalls mit mehreren Medaillen nach Hause kam. Insgesamt haben 25 Jahre Rennsport mein Leben geprägt. Ich hatte immer «Benzin im Blut» und eine tiefe Leidenschaft für Motorräder. Als meine sportliche Karriere zu Ende ging, wurde ich 2023 zum Sportdirektor des Verbands Swiss Moto gewählt. Ein Jahr später wurde ich zum CEO ernannt und habe seitdem meine Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht, was ich als natürliche Weiterentwicklung meiner Karriere betrachte. Als ehemaliger unabhängiger Headhunter bringe ich auch den notwendigen empathischen Ansatz zur Verbindung von Menschen mit.
Können Sie uns etwas über die Geschichte Ihres Verbands erzählen?
Die Geschichte von Swiss Moto reicht bis ins Jahr 1914 zurück. Seitdem hat sich der Verband ständig weiterentwickelt und ist zur wichtigsten Organisation der Schweizer Motorradszene geworden. Swiss Moto ist der Verband, der die nationale sportliche Autorität für Motorradsport in der Schweiz innehat. Swiss Moto ist auch Mitglied bei Swiss Olympic und fördert die Entwicklung des Motorradsports in der Schweiz. Etwa 160 Vereine und zwei kantonale Verbände sowie mehrere tausend Einzelmitglieder sind so unter einem «Dach» organisiert. Swiss Moto organisiert Schweizer und Weltmeisterschaften und arbeitet mit Vertragspartnern in verschiedenen Bereichen zusammen. Auch der Tourismussektor ist stark vertreten, ebenso wie die Verkehrssicherheit. Insgesamt vertritt Swiss Moto die Interessen der Motorradfahrer in der Schweiz, sowohl auf sportlicher als auch auf politischer Ebene.
Was sind Ihre Aufgaben, Ziele und Bestrebungen als CEO und Mitglied des Vorstands von Swiss Moto?
Als CEO von Swiss Moto obliegt es mir, die operative Umsetzung der strategischen Ausrichtung des Vorstands sicherzustellen und zu überwachen. Meine Hauptziele sind die Vertretung der Interessen unserer Mitglieder, die Gewährleistung der Sicherheit im Motorradsport und die Förderung der Talententwicklung. Darüber hinaus streben wir an, die Popularität des Motorradsports in der Schweiz zu steigern und unsere Veranstaltungen durch innovative Konzepte zugänglicher zu machen.
Können Sie uns mehr über den Motorradsport in der Schweiz erzählen, wie sehen Sie die aktuelle Situation, welche sind die Hauptherausforderungen und Chancen?
Der Motorradsport in der Schweiz hat eine reiche Tradition und eine leidenschaftliche Fahrergemeinschaft. Die Schweiz, als kleines Land, hat eine beeindruckende Liste von Weltmeistern, was mit den vorhandenen Ressourcen fast unmöglich zu erreichen ist. Dennoch haben Schweizer Fahrer immer diesen «Gen» oder diese Mentalität gehabt, um an die Spitze zu gelangen, egal um welchen Preis. Mit dem zweifachen Weltmeister Dominique Aegerter und dem sechsfachen MX-Vizeweltmeister Jeremy Seewer haben unsere nationalen Athleten derzeit Vorbilder, die unkonventionelle Wege gehen mussten, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Persönlichkeiten pushen und motivieren unsere Community.
Was die Veranstalter von Wettbewerben betrifft, so stehen sie vor Herausforderungen wie Lärm, Bodenschutz und anderen Vorschriften, die nicht leicht zu bewältigen sind. Der MXGP von Frauenfeld, organisiert von unserer MX-Legende Willy Läderach, zeigt jedoch den Weg. Alles ist möglich, wenn man es will. Aber auch der Mangel an Trainingsstrecken (auf und abseits der Strasse) hemmt unsere sportliche Entwicklung. Dennoch gibt es auch viele Chancen, insbesondere im Zuge der neuen Welle der Elektrifizierung von Motorrädern. Wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass wir 2024 eine MX-E-Cup für Motorräder der Kategorie B (ab 60V) ins Leben gerufen haben, was uns zu einem der ersten (wenn nicht sogar dem einzigen) Verband der Welt macht. Wir arbeiten hart daran, die Zukunft des Motorradsports in der Schweiz zu gestalten und das Beste aus diesen Chancen herauszuholen.
Welche bewährten Verfahren oder laufenden Projekte würden Sie gerne mit uns oder anderen nationalen Verbänden teilen?
Bei Swiss Moto haben wir bewährte Prozesse (Talententwicklung über die Swiss Olympic Talent Card) und laufende Projekte, die wir gerne teilen würden. Ein Beispiel ist die Elektrifizierung von Motorrädern, für die wir unterdessen umfangreiches Wissen haben. Sowohl technisch als auch in Bezug auf die Beziehungen zu Veranstaltern von Veranstaltungen. Dieses Projekt hat sich als äusserst erfolgreich erwiesen und könnte auch für andere nationale Verbände von Interesse sein. Wir sind offen für Ideenaustausch und Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, um den Motorradsport weltweit voranzubringen. Die Radfahrer haben uns gezeigt, wie man es «macht». Warum sollte ein Elektromotorrad nicht bald an den Olympischen Spielen teilnehmen? Wir sind und bleiben offen für Neues!
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